ETH-Zukunftsblog: Die Energiewende kommt nicht von alleine
07.04.2022 - Die wegen der russischen Invasion in der Ukraine derzeit hohen Gas- und Ölpreise könnten helfen, die Energiewende zu beschleunigen. Hohe Preise alleine garantieren jedoch nicht, dass die Wende gelingt. Es braucht weiterhin eine umsichtige Politik, schreibt Florian Egli, ETHZ.
Die Regierungen in Europas Hauptstädten merken gerade im Schnelldurchlauf, dass Putins Energiestrategie strategische Aussenpolitik ist. Als Reaktion auf die russische Invasion in der Ukraine und die hohen Energiepreise versuchen sie die energiepolitische Unabhängigkeit zu steigern, zum Beispiel mit neuen Terminals für Flüssiggas aus Katar sowie mit verlängerten Laufzeiten von Kohlekraftwerken.
Das Verfeuern von Kohle für die Stromerzeugung klingt wie aus dem letzten Jahrhundert, aber auch 2020 stammten 13 Prozent des in der EU erzeugten Stroms aus Kohle1. Steigen die Gaspreise, werden nicht nur erneuerbare Energien attraktiver, sondern auch Kohlestrom wieder wirtschaftlicher.
Als zusätzlichen Effekt treiben hohe Energiepreise die Inflation an. Die Europäische Zentralbank schätzt, dass über die Hälfte der gegenwärtigen Inflation darauf zurückzuführen ist2. Dies ist eine schlechte Nachricht für die Energiewende, weil erneuerbare Energieträger kapitalintensiver sind als fossile. Steigt die Inflation, so steigen die Finanzierungskosten, was die Erneuerbaren überproportional verteuert. Ausserdem denken europäische Regierungen seit Kurzem laut darüber nach, die Subventionen für Erneuerbare zurückzufahren3, weil die Kosten mittlerweile tief genug seien, um im freien Wettbewerb zu bestehen. Das Kernelement der wirtschaftlichen Klimapolitik soll der CO2-Preis sein, wie auch in der Schweiz oft gefordert. In einer kürzlich erschienenen Studie hat die ETH diese Situation analysiert und dabei Risiken aufgezeigt.
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